Homeoffice: Zu Besuch im Buff Homeoffice bei Lisa

Zu Besuch im Buff Homeoffice bei Lisa

Oder: Wie die Einführung einer neuen Telefonanlage meine psychische Gesundheit gerettet hat.

 

Wahrscheinlich bin – oder war – ich der BUFF!-Mitarbeiter, der bis zum Herbst 2021 die geringste bis überhaupt nicht vorhandene Homeoffice-Erfahrung hatte. Vor dem Umzug der Agentur von der Großen Diesdorfer Straße in die Albert-Vater-Straße war mein Arbeitsweg im Grunde der Wechsel in die Parallelstraße. Das war natürlich grundsätzlich komfortabel, bedeutete aber 2020 während Lockdown 1 und 2 auch, dass ich derjenige war, für den die Homeoffice-Pflicht im ansonsten völlig leeren Büro realisiert wurde. Denn: Unsere Telefonsituation bestand aus zwei Handgeräten, die unermüdlich, vor allem aber unerbittlich, im Büro vor sich hin klingelten. Kein Weiterleiten an oder Rangehen durch die Kollegen im Homeoffice möglich. Irgendwer musste also in den sauren Apfel beißen und vor Ort ans Telefon gehen – und die Wahl fiel wohnortbedingt auf mich.

Meine Erfahrungen als alleinig Diensthabender an der Telefonfront während ungefähr einem Jahr verliefen emotional in Wellen. Zunächst war die ganze Sache eigentlich verhalten aufregend, hauptsächlich der Tatsache geschuldet, dass die Kunden und ich – und der ganze Rest der Welt – uns zum ersten Mal im Leben in einer ungewohnten mehr oder weniger The Purge-mäßigen Ausnahmesituation befanden und es in der ersten Akutphase dann auch hauptsächlich um kleiner Supportanliegen wie das Anpassen der Öffnungszeiten oder das Einbauen irgendwelcher Hinweistexte auf Webseiten aus der Steinzeit (was den Supportaufwand wiederum erhöhte) oder das Abblasen irgendwelcher Design- und Printprojekte für Messen und so weiter ging. Also, zusätzlich zum regulären Telefonaufkommen, bei dem Kunde X einfach mal jemandem zum Quatschen brauchte, Anrufer Y uns zum 38. Mal den gesundheitsförderndsten Bürostuhl unter der Sonne andrehen wollte oder Bekannter-Kunden-Hybrid Z gern unbedingt ganz hochwichtig mit Markus sprechen musste (JETZT!), um den nächsten Spezialdeal einzutüten. Naja, und plus ganz normalem Arbeitsalltag halt.

Die nächste Phase war die, in der die Kunden dann schrittweise selbst im Homeoffice angekommen waren, gleichzeitig aber seltsamerweise zu ignorieren schienen, dass draußen eine Pandemie herrscht(e). Es kam zu einer eigenartige Kombination aus dem Wunsch, bitte ganz dringend Termine in der Agentur abzuhalten aber gleichzeitig darauf Rücksicht zu nehmen, dass er, der Kunde, ja im Homeoffice oder in Kurzarbeit sein, was bedeutet, dass wegen haushaltsinterner Absprachen zu Kinderbetreuung und Homeschooling und der Beachtung des jeweils geltenden Tarifvertrags mit Maximal- und dem Verbot von Überstunden Termine ausschließlich Dienstags zwischen 11:45 und 12:20 Uhr oder Donnerstags, dann aber bitte nur vor 7:45 Uhr, möglich seien. Das war die Zeit, als Webcams den ideellen und monetären Gegenwert einer PS5 oder eines Mercedes 300 SL hatten und Firmen überhaupt nur äußerst ungern Technik in die nicht vertrauenswürdigen Finger von Mitarbeitenden im Homeoffice geben wollten. Solches Misstrauen und Hardwareprotektionismus gab es bei uns übrigens nie (hiermit geht ein riesiges, dankbares Shout-Out an den Scheffe!!!) - und wir konnten immer nur ungläubig mit dem Kopf schütteln, wenn ein Termin mal nicht möglich war, weil auf Kundenseite gerade jemand anders „das Headset“ hatte.

Irgendwann ging das Ganze in die Phase über, in der mangelnde Meeting-Hardware scheinbar dazu führte, dass Absprachen, die in der Kundenfirma sonst mal über den Tisch oder durch den Flur möglich waren, nicht mehr stattgefunden haben. Mit dem Ergebnis, dass alle an einem Projekt beteiligten Kollegen auf Kundenseite sich darauf verlegten, bei MIR anzurufen. Und es wurde wirklich schlimm – trotz Aufruf auf der Webseite, doch bitte zu mailen. Das Aufkommen an Telefonanrufen wurde so furchtbar, dass ich irgendwann um die Erlaubnis bitten musste, stundenweise den Anrufbeantworter anmachen und das Telefon gleichzeitig stumm stellen zu dürfen, weil ich kurz vor einem nervlichen Zusammenbruch stand. Die vier Tage im Winter, in denen ein eingefrorenes Wasserrohr im Büro dafür sorgte, dass ich auch mal ins echte Homeoffice durfte, waren wie Urlaub.

Im Frühjahr 2021 dann der Lichtblick: Umzug der Agentur in die Albert-Vater-Straße und kurz danach die Einführung unserer neuen Telefonanlage durch unseren hauseigenen IT-Profi und Netzwerktechniker Peter mit – unglaublich – der Möglichkeit, jedem Kollegen eine Nebenstellennummer zuzuweisen und Anrufe durchzustellen. Die Möglichkeit, das erste Mal seit der Pre-Pandemie-Ära wieder einen Telefondienst mit Wechselschichten einzuführen, verlockte glänzend am Horizont und wurde dann auch tatsächlich Realität.

Seit Herbst 2021 bin ich nun, Dank der raketentechnischen Möglichkeiten der Telefonanlage, auch dauerhaft im „echten“ Homeoffice. Ähnlich wie Kristina habe ich da unerfreulicherweise häufig damit zu kämpfen, dass scheinbar immer mal wieder jemand beim rückwärts Einparken einen akuten Herzstillstand an der lokalen Verteilerstation auslöst, die unsere Wohnung mit kostbarem Internet versorgt – oder was es sonst für Gründe für „Zeitüberschreitung bei der PPP-Aushandlung“ oder ein nicht mehr gültiges IPv6-Präfix geben kann. Täglich gegen 14:30 Uhr wird der Pool derer, die sich um Versorgung drängeln, dann noch angereichert durch die Kinder, die nach Schulschluss ihre TikTok-App hochfahren – oder was da momentan so der heiße Scheiß ist. Immerhin habe ich beim Telefonat mit dem 1&1-Support aber den grandiosen Begriff des „Strom-Resets“ gelernt – eine schöngefärbte Formulierung für Kabel aus der FRITZ!Box-Ziehen, kurz Warten, wieder reinstecken. Zumindest etwas, denn ansonsten dürfen sie mir nicht helfen, da ich nicht der Vertragsnehmer bin und mein Mann davor geschützt werden muss, dass ich Auskunft zur Internetversorgung in unserer Wohnung erhalte: „Neeeeeeeein, Sie dürfen die Service-PIN überhaupt nicht kennen, Sie sind nicht der Vertragsnehmer!“ Es braucht eine Vollmacht, die wir bisher nicht geschafft haben, dort zu hinterlegen.

Ein weiterer kurioser Fakt, den ich ähnlich verwirrend finde wie die Erfahrung, dass unsere Kunden in Phase 2 nicht so richtig wahrhaben wollten, dass für alle eine Pandemie herrscht, nicht ausschließlich für sie und ihre Kinder: Beim Telefonsupport des Internetanbieters wird man stets so behandelt, als würde man deren Zeit lediglich dafür verschwenden, endlich wieder Katzenvideos gucken zu können. Das ist nebenbei gesagt Unsinn, weil Quokkas die ultimativ süßesten Tiere in Videos sind. Wenn ich in solchen Gesprächen dann aber darauf hinweise, dass ich das Internet gerne für meine Arbeit nutzen würde, hallt aus der Stille, die auf diese Aussage folgt, deutlich das Unverständnis heraus. In etwa so, als hätte ich gerade gesagt, ich wollte gern die neueste Ausgabe meines Influencer-Vlogs zum Selbstversorgerleben auf einsamen Inseln, Rubrik „Kochen mit Nacktschnecken“, hochladen. Es staunt mich immer wieder, dass nach inzwischen zwei Jahren Pandemie die Sache mit dem Homeoffice doch für Viele noch eine exotische Mär aus einer fernen Galaxis zu sein scheint.

Grundsätzlich wurde ich in den letzten Monaten von einem eingefleischten Bürogänger (wobei ich auch immer die Fußwege hin und zurück durch's heimatliche SFO bei einem schönen Hörbuch genossen habe) aber zu einem echten Anhänger des Konzepts Homeoffice. Es ist einfach komfortabel, wenn man mit wachsendem Schwangerschaftsbauch in der gemütlichen Zuhausehose und Plüschsocken am Schreibtisch sitzen kann – und auch die besonders um den Jahreswechsel herum inflationär nötigen Überstunden bei Webprojekten ließen sich mit dem Wissen etwas einfacher überleben, dass das Bettchen nicht ganz so weit entfernt wartet. Einziger Nachteil: Die Health-App schimpft mich regelmäßig angesichts der abgefallenen Schrittzahl.

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